Biografie

Fiktive und erlebte Realität

Annemarie Bethke‐Bulla, geboren in Westpreußen, aufgewachsen in Berlin, studierte Kunst in Berlin und belegte Aquarellstudien bei Professor Kuhfuß. Nach ihrem Studium war sie als freischaffende Künstlerin und als Fachlehrerin für bildnerisches Gestalten, Holz‐ und Metallverarbeitung tätig. Annemarie Bethke-Bulla beteiligte sich mehrmals an der freien Berliner Kunstausstellung. Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 1979 in Berlin. 1980 zog die Künstlerin mit ihrem Mann Peter Bulla nach Baden‐Württemberg um, in die Heckengäugemeinde Friolzheim im Enzkreis.

Annemarie Bethke-Bulla studierte Radierkunst. Geprägt haben die Künstlerin zudem die Seminare für Bildtechnik bei Professor Schlegel. Innerhalb ihrer künstlerischen Entwicklung veränderte sich mehrmals ihr Stil. Vom Aquarell, dem Gegenständlichen, über teilweise abstrahierte Collagen, löste sie sich immer weiter von der einfachen Abbildung der Realität. Nach dem großen Erfolg mit ihrer Collagen‐Serie über New York, begann Annemarie Bethke-Bulla beinahe ausschließlich abstrakt zu malen. In ihren Bildern hat die Künstlerin viel von sich preis gegeben. Hat Gefühle, Stimmungen und persönliche Erlebnisse darin verarbeitet und ihren Bildern so einen unverwechselbaren Charakter verliehen.

Oft sind es Landschaften, Bauwerke und Menschen in der Stadt, die von der Künstlerin aufgegriffen wurden. Dabei fanden unterschiedliche Techniken der Bildgestaltung Anwendung. Als Materialien verwendete Annemarie Bethke-Bulla Acryl‐ und Aquarellfarbe, verschiedene Sandarten, sehr häufig aus der Landschaft entnommen, die sie inspirierte. Zudem wurden Spachtelmassen, verschiedene Papiere, Leinwand, Glas, ja sogar Fliesengewebe eingesetzt, zur Andeutung von Fenstern der Wolkenkratzer in der New York-Serie. Ihre Bilder sind Eindrücke des Erlebten, Eindrücke die sich tief eingeprägt haben. Die Oberflächen vieler ihrer Acrylbilder fühlen sich rau an und sind beinahe so hart, wie die Landschaft, aus der sie stammen. Aber auch genau so schön. Ein Spruch des Malers Wassily Kandinsky, den Annemarie Bethke-Bulla gerne selbst zitierte, beschreibt dies besonders gut: „In jedem Bild ist ein ganzes Leben versteckt, ein ganzes Leben mit vielen Zweifeln, enthusiastischen Momenten und Erkenntnissen.“

Annemarie Bethke-Bulla
Westpreußen 1927 - Friolzheim 2011